Evangelische Kirche in Merchingen
Seit jeher ist Merchingen im Großen und Ganzen ein evangelisches Dorf gewesen. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurden seine Bewohner durch ihre Herren schon im 16. Jahrhundert zum Übertritt zur Kirche der Reformation veranlasst. Vorher lutherisch, gehört die evangelische Gemeinde Merchingen seit 1821 zur evangelisch-protestantischen Landeskirche im Großherzogtum Baden. Die erste Kunde von dem Vorhandensein eines Gotteshauses bringt das Jahr 1647, doch in diesem Jahr ist die Kirche mit dem Pfarrhaus und vielen anderen Gebäuden durch feindliche Kriegsvölker bereits abgebrannt worden. Es konnte lt. Merchinger Heimatbuch nicht in Erfahrung gebracht werden, ob und wie viel Geld zusammengebracht wurde. Die Kirche aber wurde wieder aufgebaut und blieb bis zum Jahre 1853 stehen. Dann musste sie wegen Baufälligkeit abgebrochen werden. Auf demselben Platz, jedoch mit veränderter Richtung (von Ost nach West), ist die neue Kirche 1853 bis 1855 errichtet, welche mit ihrer gothischen Bauart besonders seit ihrer Renovation im Innern im Jahre 1896 ein schönes und würdiges Gotteshaus darstellt. Mit ihren 700 Sitzplätzen bietet sie genügend Raum für die Gemeinde.
Katholische Kirche in Merchingen
ehemalige Synagoge
Im Jahr 1950 konnte die katholische Pfarrgemeinde Hüngheim für die Merchinger Katholiken von der Gemeinde Merchingen für 4.000 DM die ehemalige Synagoge kaufen und darin eine katholische Filialkirche einrichten. Die Mittel zum Kauf und für den anschließenden Umbau stiftete zum größten Teil die Osterburkener Familie Pfoh. Mit dem Umbau der ehemaligen Synagoge in eine katholische Filialkirche verbunden waren der Einbau einer Empore, auf der ein Harmonium aufgestellt wurde, und der Ausbau einer Sakristei im unteren Teil des ebenfalls neu errichteten Türmleins, von dem seit 1951 zwei Glocken die Gläubigen zu Gottesdienst und Gebet rufen. Geweiht wurde das Gotteshaus dem Herzen Jesu. Das Herz-Jesu-Fest (2. Juni) ist sein Patrozinium.
Wohl im 18. oder gar schon im 17. Jahrhundert erbaut und nach der Einrichtung zur Synagoge um 1850 erneuert, machten sich bald nach der Umgestaltung von 1950/51 zu Beginn der siebziger Jahre bauliche Mängel an dem Gebäude bemerkbar. Eine großzügige Renovierung mit gleichzeitiger Umgestaltung wurde erforderlich und von 1975 bis 1977 durchgeführt. Aus der ehemaligen Synagoge, die nach dem Kauf durch die Gemeinde Merchingen im Jahre 1940 sogar einmal als Behelfsturnhalle gedient hatte, entstand durch den ersten Um- und Ausbau von 1950/51 und ganz besonders aber durch die Erneuerung in den Jahren 1975 bis 1977 ein würdiges, seiner Zeit und seinen Aufgaben angepasstes katholisches Gotteshaus, auf das alle Merchinger stolz sein können. In der alten Dachverschalung verborgen, sollen dabei Reste von Thorarollen, Schächtmesser und andere Kultgegenstände der früheren israelitischen Gemeinde gefunden worden sein. Leider bleiben die Gegenstände weder erhalten, noch kann der Fund mit Gewissheit bestätigt werden. Mit der Umgestaltung in ein christliches Gotteshaus erhielt die ehemalige Synagoge wieder eine religiöse Zweckbestimmung. Das Gebäude gehört zu den wenigen Synagogen, die die Tollwut des Nationalsozialismus wenigstens in der Bausubstanz überdauert haben. Es ist wahrscheinlich die einzige ehemalige Synagoge in Deutschland, die zur katholischen Kirche wurde.
(Quelle: Heimatbuch „Geschichte Merchingens“ von W. Brecht)